Jakobsweg #35, Google Maps Betaversion

Do-it-yourself: Heute basteln wir unseren eigenen Jakobsweg! Immer schon war mir der fiebrige Verlauf des Jakobsweges in Frankreich ein Dorn im Auge. Den gestrigen Schwenker auf der Karte war aber ohne Pastiskonsum oder Schlafmangel des Wegzeichners beim besten Willen nicht zu erklären, speziell wenn man die Entstehungsgeschichte des Jakobsweg in Frankreich kennt: Der heutige Streckenverlauf wurde erst 1998 in Auftrag gegeben wobei die Historiker zugeben mussten, dass es bis auf einige wenige Kilometern jeglicher historischer Nachweis fehlt – im Gegensatz zum Wegverlauf in Spanien! Mein Weg ist also so gut wie jeder andere, dachte ich jedenfalls. Aus Mangel an Kartenmaterial stützte ich mich deshalb gutgläubig auf die Fussgänger Version von Google Maps. Das lief anfänglich ganz gut, zumal ich Google Maps wie ein GPS zum sprechen brachte. Tja, leider knipste mir mein französischer Telefonprovider mitten in der Pampas dann das Licht – sprich Internet – aus! Mein Datenlimit war überschritten, ein Debakel!

Zum Glück rettete mich ein Gemeindearbeiter auf seinem Rasenmäher und fuhr mich zur Gemeinde wo ich eine Fotografie einer Karte von lokalen Feldwegen machen durfte. Später stellte sich dann, die von Google ausgewiesene Stadt als eine gigantische Raffinerieanlage heraus. Kein Fussgänger oder Trottoir weit und breit. Die Ölarbeiter pfiffen und winkten mir aus den Transportbussen ausgelassen hinterher – vielleicht hielten sie mich für den neuen Lustknaben – so genau wollte ich das dann aber auch nicht wissen. Über Fusspfade, die zwischen Tümpel durchführten mit Schildern wie «Vorsicht, toxische Gase» schaffte ich es an die von Google Maps ausgewiesene Brücke. Die war aber für Fussgänger ausdrücklich gesperrt. Über einen 10 cm Gehsteig angelte ich mich dann doch irgendwie auf die andere Seite. Der Rest des Google Maps Fussweges führte mich dann 15km über eine Schnellstrasse auf der die Auto mit 100 km/h an mir vorbei jagten. Immerhin tat der Fahrtwind bei den gestrigen 26 Grad ziemlich gut.

Am Ende der Etappe hatte ich dann tatsächlich die 44 km Jakobsweg Etappe in 35 km zurückgelegt, war aber sicher erschöpfter als nach der Originaldistanz. Mit Bestimmtheit werde ich bei Bedarf wieder einmal meinen eigen Jakobsweg gehen, aber NIE wieder mit Dir: Google Maps Fussgänger Version 4.5!