«Woooh», denke ich als ich das erste Mal in der FAC – «Fabrica de Arte Cubana» – eintrete. Wenn die Zukunft nach Fidel so aussieht, dann wird Havanna jede Grossstadt der Welt in den Schatten stellen. Kulturell jedenfalls. Das Potential an zerfallenen Fabrikhallen, die in lounge-artige Kulturräume umfunktioniert werden können, ist riesig. Das Angebot an Musik und Kultur unschlagbar.
Was für ein Gegensatz zur völlig Salsaszene wo jeden Abend dasselbe läuft*, das Programm kaum ändert und in den letzten Jahren wenig mehr als 50 Rappen investiert** wurden. Ich vermute, dass die Jineteros mit ihren uniformen Igelfrisuren jeweils «hochgestuhlt» werden. Anders ist nicht zu erklären, dass sie jeden Abend am selben Ort stehen. Seit Jahren.
Nein, La Habana lebt, ist vielschichtig und einzigartig! Im «Maxim Rock», das sehr der Roten Fabrik in ZH ähnelt, läuft Metall und Rock. Das «Albrecht Brecht» spielt erfrischende Alternative Musik – kubanische Liedermacher bis Salsafusion. Miramar ist voller Reaggeton und Comedy Shows, die nie vor 1:00 am Morgen beginnen und bis 6:00 dauern. Im «Gato Tuerto» durfte ich kürzlich zeuge werden wie am Montagmorgen um 3:00 eine 80-jährige Jazzsängerin den Klub zu beben brachte als gäbe es kein Morgen. Sogar die Schwulenszene ist riesig. Im «Las Vegas» gibt es mehrmals wöchentlich spektakuläre Travestieshows.
Interessant ist, dass all diese Szenen unter staatlichem Patronat stehen. Statt Randgruppen auszugrenzen hat sich die Partei entschieden jeder Szene staatliche Lokale zur Verfügung zu stellen und sie so zu kontrollieren.
Überhaupt gibt es wohl kein anderes Land der Welt, das so viel Geld in Musik und Kultur investiert. Wer hier an einer staatlichen Tanz- oder Musikschule aufgenommen wird, hat es wirklich geschafft. Jede Provinz leistet sich ihre eigenen Künstler, Schriftsteller und Musiker – die alle ein Leben lang staatliche Löhne und Privilegien geniessen. Da könnte sich die westliche Welt eine riesige Scheibe abschneiden: bei jedem Sparprogramm wird bei uns immer als Erstes die Ausbildungs- und Kulturausgaben gekürzt! Nein, Kuba ist einzigartiges Vorbild für Kulturförderung und La Habana zweifellos die Kulturhauptstadt der Welt!