«Nicht lustig!» Nein, ich sage es Euch nochmals, «Es ist wirklich nicht lustig mit seinen verstinkten Wanderkleidern an einem Surferstrand anzukommen!» Die Mädels sitzen neben den braungebrannten, blonden Surfgöttern mit nacktem, breitem Oberkörper und Du läufst mit Deinen verstinkten Wanderkleider und dem verdreckten Rucksack ein. Einfach saublöd so etwas! Wirklich komplett unsexy – slimline Kleider und Yves Rocher zum Trotz!
Nein, mein Selbstwertgefühl ist auch nicht wieder hergestellt als ich in Begleitung der Polizei durch die Stadt marschiere. Der Schlüssel der Pilgerherbergen liegt in Spanien öfters bei der lokalen Polizeistation. Diesmal läuft aber alles drunter und drüber. Dem Dorfpolizisten sind nämlich die Schlüssel ausgegangen, weshalb er «Pachi», einen Pensionär auf den Plan ruft. Dieser wiederum hat den Schlüssel zum «Touristoffice» wo es noch mehr Schlüssel für die Herberge geben soll. Leider ist der Polizist etwas tollpatschig, weshalb der Alarm des «Touristoffice» losgeht. Ziemlich verloren stehe ich nun daneben, versuche allen Schaulustigen mit Gesten zu erklären, dass ich kein Dieb bin und die Polizei bereits hier ist! Nachdem auch diese heikle Situation überstanden ist, kann ich endlich in die Pilgerherberge einziehen.
Da trifft mich der Schlag: Das «komische» Paar aus San Sebastian (siehe Blog #42) ist mit mir im selben Zimmer. Es kommt aber noch besser: Beide sind Schweizer. Nein, das war es auch noch nicht: Er wohnt in meinem Heimatort Madretsch, sie schnarcht wie ein Traktor und als wir auf San Sebastian zu sprechen kommen fragt sie mich, ob ich auch in der Jugendherberge war? Ich renne zur Türe raus und brülle vor Lachen. Gibt es sowas wirklich oder träume ich: Ich war kurz in ihrem Zimmer und die beiden haben mich wahrhaftig nicht gesehen! Ich schau mich kurz im Spiegel an. Nein, ich bin noch nicht durchsichtig.
In der Nacht zieht ein heftiger Sturm. Als wir am Morgen aufstehen, fliegt uns der halbe Strand um die Ohren. Der Atlantik tost und brüllt. Draussen klatschen und schäumen 4m hohe Wellen! Mein Gott bin ich froh, dass ich jetzt keiner dieser gut aussehenden blonden Surfgötter bin, die jetzt da raus müssen!