Atlantik #81, Schiffahrtsindustrie

Geisterhaft: Wir passieren die Bermuda Inseln, draussen ist es neblig mit Sichtweite 500 Meter und aus dem Nichts verfolgt uns ein neuer Sturm, der uns bis nach New York begleiten wird! Die maximale Seitenlage der Hs Bruckner liegt bei 15 Grad. Ich werde bis New York wohl auf dem Sofa schlafen. Aber wen interessiert schon der Seegang, ich will Euch nicht langweilen.

Viel spannender sind die Diskussionen mit dem 1. Offizier. Er erzählt mir von seiner Jugend im kommunistischen Rumänien, von der Armut, seinem Studium der Schifffahrt. Seit über 27 Jahre fährt er nun zur See. Scheinbar waren die Frachter früher halb so leistungsfähig, trotzdem fährt man heute nicht schneller: Grund ist die Krise. Die Schiffe wären bei doppelter Geschwindigkeit gar nicht mehr ausgelastet! Natürlich verkauft es die Rederei als gewissenhafte Umweltmassnahme, da man so nur 40% des Schiffdiesels verbrennt. Auch sonst scheint die Schiffindustrie gleich wie die Finanzindustrie zu funktionieren. Als neueste Sparmassnahme zahlt die Rederei den billigsten Arbeitskräften – den Filipinos – die Überstunden nicht mehr. Kosteneinsparung 3´000 USD (= zwei Container mehr transportieren oder Diesel für 3h). Wie bei den Banken wird zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort gespart. Ein klares Zeichen, dass die Krise vorbei ist. Hehe, ich werde jedenfalls bei meiner Ankunft Redereiaktien kaufen, das Tief liegt hinter uns!