Budgetferien im Luxushotel!? Was wie die Quadratur des Kreises tönt, lebe ich seit einem Weilchen auf meiner Weltreise. Zeit, dass Euch Onkel Ivo in die wahren Geheimnisse des Reisens einweiht.
Die Lösung des Problems kam mir – wie die meistens meiner genialen Eingebungen – bei der Erledigung eines Grundbedürfnisses.
Es ist kein Geheimnis: Auch Reisende müssen aufs Klo. Während ich anfänglich noch ekelerregende Toiletten in Schnellimbissen aufsuchte, wechselte ich schnell zu Restaurants der gehobenen Klasse. Interessenterweise braucht man bei Ersteren vielfach einen Türcode um eine schmierige Toilette zu benutzen, während bei Zweiteren einem freundlich der Weg zu einer herrlich duftenden Toilette gewiesen wird. Wie verkehrt diese Welt doch ist!
Schnell spann ich den Gedanken weiter. Wenn je exklusiver, je zugänglicher bedeutet, sollte ich zukünftig mein Geschäft nur noch in vornehmen Hotels verrichten. Tatsächlich ist der Zugang zu Nobelhotels ziemlich einfach, zumal heutzutage auch betuchte Gäste gerne Flip-Flops tragen.
Schnell wurde mir klar, dass die Toiletten in Edelhotels nicht nur edel sind, sondern auch selten genutzt werden. Die meisten Gäste erledigen ihr Geschäft im eigenen Hotelzimmer. Deshalb verlegte ich bald meine ganze Körperpflege vom Parkplatz ins Hotel. Wie andere Gäste ihre Koffer zum Zimmer bringen, ziehe ich jeweils mit Badetuch, Kulturbeutel und frischen Kleidern in die Toilette ein.
Mit der Zeit wurde die Obsession zum Ritual, der Mittel zum Zweck. Fünfsternhotels besitzen gestylte Lobbys mit geschmeidigen Sesseln, schnellem Internet und tollem Ambiente. Sie sind für mich mein fehlendes Wohnzimmer, wo ich gemütlich mein Reise organisieren, Blog schreiben oder Dokus schauen kann. Abends gehe ich dann jeweils in meinen VW schlafen, den ich direkt vor dem Eingang parke, damit ich auch im Bus noch Internetzugang besitze.
Meistens gibt es in diesen Lobbys gratis Früchte, gekühltes Wasser und Kaffee. In Hotels mit Swimmingpools spare ich mir die Erfrischung auf der Toilette. Es gibt doch nichts Herrlicheres als morgens direkt aus dem VW Bus in den Swimmingpool zu steigen!
Zugegeben, als ich eines Morgens von einem Hotelmitarbeiter zum Frühstücksbuffet gebeten wurde, hatte ich wirklich ein schlechtes Gewissen. Ehrlich! Irgendwie war ich gezwungen mitzuspielen um meine Tarnung nicht auffliegen zu lassen. Es war sozusagen Notwehr.
Mittlerweile ist das ungute Gefühl verflogen, doch die Gewohnheit geblieben. Öfters bediene ich mich nach der Morgentoilette ausgiebig am Frühstücksbuffet. Dabei behandle ich das Personal immer sehr zuvorkommend. Am Ende gebe ich immer ein sattes Trinkgeld, das beruhigt mein Gewissen und erhebt mich – in meiner eigenen Fantasie jedenfalls – zu so etwas wie dem „Robin Hood“ der 5-Sterne Hotels.
So plane ich meine Reise durch bevölkerungsreiche Gegenden von Luxus- zu Luxushotel. Dabei sortiere ich die Einträge bei „Bookings“ nach dem Preis – aber eben sortiert von teuer zu günstig – schau mir die Bewertungen kritisch an und studiere die verfügbare Infrastruktur. Um die Reservierung muss ich mich nicht sorgen, ein Parkplatz ist immer frei.
Klar, mit der Zeit entwickelt man eine gewisse schauspielerische Fähigkeit und durch jeden Auftritt mehr Selbstsicherheit. Für meine Rolle als Gast ziehe ich jeweils mein einziges sauberes T-Shirt, die lange Hose und meine besten Schuhe an. Ich liebe die Lobbys der „La Quinta-Inns & Suites“, „Marriott Suites“ aber auch „Hiltons“ dieser Welt – solange sie kostenlos sind.
So reise ich in meinem Campingbus um die Welt ohne jemals auf einem Campingplatz übernachtet zu haben!