Hasta pronto San Sebastian, Du wirst mir fehlen, aber ich komme bestimmt wieder. Mehr als der Abschied beschäftigen mich aber heute Morgen die komischen Neuzugänge an Pilgern. Es sind nicht etwa Ü60. Vor denen habe ich grossen Respekt und neige mein Haupt. Sorgen macht mir das verwirrte U30 Paar.
Heute beim Frühstück sassen sie alleine an einem Tisch, sprachen kein Wort wobei sie sich diagonal versetzt gegenüber sassen, nicht gerade die klassische Sitzposition am 4-er Tisch. Sie – mit völlig verfilzten Rastalocken – schaute dabei mit entrücktem Blick in die weisse Wand als könnte sie durch alle Wände der Welt schauen. Er löffelte verträumt sein Müesli im 30 Sekunden Takt. Ich habe es gestoppt – glaubt mir 30 Sekunden sind eine Ewigkeit. Meinen ersten Kontaktversuch mit den Beiden hatte ich bereits gestern. Irrtümlicherweise marschierte ich in ihr Zimmer, da dies noch am Vortag mein Zimmer war. Sie stand – vermutlich halb nackt – im Bad. Er las gerade vertieft das Hausreglement. Als ich meinen Irrtum feststellte, streckte ich ihm meine Hand entgegen und sagte: «Sorry, ich habe mich im Zimmer geirrt. Mein Name ist Roberto.» Er hat mich aber irgendwie nicht bemerkt, obwohl ich 30 cm vor ihm stand?!
Zum Glück gab es heute beim Frühstück noch ein paar «normale» Leute. Scheinbar war in der Stadt gerade ein internationales Treffen geistig Benachteiligter. Ungefähr dreissig von ihnen waren nun im Frühstückraum und füllten ihn mit lebendigem Geschnatter und herzhaftem Lachen. Plötzlich stand einer von ihnen mit einer trendigen Punkfrisur auf, zeigte mit dem Finger auf zwei der Betreuer und schrie:«Die beiden haben die ganze Nacht geschnarcht» und imitiert die Schnarcher auf seine eigene lustige Art! Das Gelächter war ohrenbetäubend und hörte 15 Minuten nicht mehr auf, weil der Punk nicht aufhörte, die beiden zu imitieren. Ich habe Tränen gelacht. Lustig wie Nahe doch manchmal Normalität und Krankheit beieinander liegen und wie austauschbar die Begriffe sind!
San Sebastian… eine echt coole Stadt… war auch mal da, aber im November, da war das Treffen der geistig Benachteiligten schon durch …