+ 1½h Unterkunft suchen
Die heute Etappe war erfrischend weltlich. Nach 21 Tagen in 90 Seelen Dörfern ist eine Stadt mit 20k Einwohner Rock´n´Roll und die 4-stöckigen mittelalterlichen Gebäude quasi das Manhattan des Jakobweges. Aus wegtechnischer Sicht ist Le Puy das Ziel des ersten der drei Wege, die als Gesamtheit nach Santiago führen. Für ein paar meiner Kollegen ist hier das Ende, für alle Franzosen jedoch beginnt der Spass erst.
Sicher kennt ihr die Analogie des halbvollen bzw. halbleeren Glases. Wie steht es aber mit einem zu 1/3 vollen Glas: Kann man sich über 700 gegangene Km bei 1´500 noch zu gehenden Km freuen? Ich denke mir «Scheissegal», bestell noch ein zweites Bier und ziehe die Wanderschuhe aus und schon übermannt mich die Freude zwei Tage Pause zu haben. Endlich 2xmal im selben Bett zu schlafen, meine Kleider gründlich waschen und neue Pflaster kaufen.
Bleibt also nur noch die heutige Unterkunft zu finden. Mein «Gîte d´Etape»* liegt in der Altstadt, welche auf einem riesigen Hügel gebaut ist mit der Kathedrale auf dem «Gipfel». Nach 1.5h und mehreren Versuchen bei denen ich immer den ganzen Hügel überquere, merke ich plötzlich wieso ich die «Rue St. Mayol» nie finde: Es handelt sich um die Kathedrale selber! Beim Bezug des Zimmers führt mich der Rezeptionist eine endlose Wendeltreppe eines Turmes hoch. Ich frage mich noch wie hier oben ein Schlafsaal Platz hat als mich beim Öffnen der Tür der Schlag trifft: Ich habe – wie sechs andere Pilger auch – für 18.50 € (inklusive Frühstück) ein Einzelzimmer in der Turmspitze der Kathedrale erhalten. Ich öffne mein Fenster und ganz Puy liegt mir zu Füssen! Das ist wie am in Rom auf der Spitze des Peterdoms übernachten würde. Doch ich werde dem heiligen «Köbi» wohl doch noch eine Kerze anzünden!
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* franz. Pilgerherberge mit gemeinsamem Schlafsaal
adelante Ivo „like“-Emoticon „like“-Emoticon „like“-Emoticon