#133 Göttliche Fügung!

Endlich bin ich wieder „on the Road“. Nach zwei Monaten Pause in Buenos Aires wohne ich wieder in meinen „eigenen vier Wänden“. Als ich in meinen VW steige habe ich ein warmes Bauchgefühl* und feuchte Hände.

Der städtische Verkehr löst sich schnell auf. Bald bin ich in der Pampa, die mit zwei Worten einfach umschrieben werden kann: langweilig und „geradeaus“. Stundenlang fahre ich geradeaus durch öde Steppenlandschaft nur um am Ende beinahe die einzige Kurve des Tages zu verpassen. Trotzdem genieße die Fahrt und staune wie Heil die Welt abseits der Grossstädte in den abgelegenen Dörfern der Erde ist.

Später gerate ich in eine der unzähligen Polizeikontrolle. Meine bisherige Erfahrung mit der Polizei war immer erfreulich, aber eben: Alles Gute hat einmal ein Ende. „Señor Comandante“ kommt ohne Umschweif zur Sache und fragt mich, ob ich Drogen dabei habe. Wahrheitsgemäss verneine ich. Er lächelt und meint: „Kein Problem, wenn Du Drogen dabei hast. Lege sie einfach auf den Tisch und wir schauen was sich machen lässt.“ „Aha, so läuft der Hase“, denke ich. Hier will sich jemand auf die Schnelle etwas Schmiergeld verdienen. Ich lächele nur mitleidig ohne zu antworten. Daraufhin droht er mit einem Spürhund, der meine verstecken Drogen garantiert finden würde. Ich lächle wieder, worauf er mich auf den Polizeiposten mitzunehmen will. Nach drei weiteren Nachfragen, wo meine Drogen sind, reisst mir der Geduldsfaden. Päng, päng, päng: Ich will jetzt sofort auf den Polizeiposten mitgenommen und den Spürhunden vorgestellt werden. Zudem will ich augenblicklich den Polizeiausweis von „Señor Comandante“ sehen. Ich notiere mir seinen Namen und seine Polizeinummer. Die Stimmung fällt schlagartig in den Keller, doch nach weiteren zwei Minuten und einem unverständlichen Murmeln kann ich unbehelligt weiterfahren.

Am nächsten Tag fahre ich weiter Richtung Norden auf der Routa 40. Absolute Einsamkeit und staubige Landschaften, die plötzlich in eine bizarre Wüste mit fantastischen Felsformationen übergeht. Zur Feier des Tages dusche ich splitternackt mitten in der Wüste. Zwar ist die tägliche Naktdusche nicht ungewöhnlich, doch diesmal brauche ich mich nicht abzutrocknen. Der Wüstenwind wirkt wie ein warmer Föhn.

Abends erreiche ich ein Dorf mit einer pittoresken Kirche, die 1654 erbaut wurde. Die Regel des Überlandreisens bewahrheitet sich einmal mehr: Die Wunder dieser Welt sind nur über eine Staubpiste erreichbar! Das antike Quartier um die malerische Kirche erscheinen wie eine „Fata Morgana“ nach der sechsstündigen Fahrt durch die Wüste. Ich bin – ausser dem Pfarrer und seinen zwei „Schäfchen“ für die er eine Messe hält – ganz alleine. Noch während ich mein Nachtlager aufstelle, fällt der Strom im Dorf aus. Fast im selben Moment wird der Nachthimmel durch den neu aufgehenden Vollmond erleuchtet. Was für eine göttliche Fügung!

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*Das Bauchgefühl kommt allerdings wohl vom vielen Fleisch, das ich in Buenos Aires gegessen habe.

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