Jakobsweg #47, Respekt im Regen

Islares, 28km, 7h / Santoño 24km, 6h / Santander 7h, 2.5h

Waagrecht – schlicht und einfach waagrecht! Seit 1 1/2 Tagen regnet es jetzt ohne Unterbruch und der Regen klatscht mir waagrecht ins Gesicht. Manchmal bin ich nicht sicher, ob der Regen nicht sogar von unten kommt. Wenn die Sturmböen über die kilometerlangen Strände fegen, ist das schwierig zu bestimmen. Das einzige Wasser das senkrecht läuft ist dasjenige das mir – Entschuldigung – gerade den «Füdlispalt» runter läuft. Schlimmer als der Regen ist aber die Kälte, vor allem in den Häusern. Heizungen werden in Spanien grundsätzlich nur zum NICHT – heizen gebaut, sozusagen um dem Nachbarn zu beeindrucken. Dazu kommt, dass wir gestern eiskalt und heute lauwarm duschen mussten. So trage ich seit drei Tagen alle Kleider, die ich dabei habe, und zittere wie Espenlaub. Am liebsten würde ich tagsüber auch den Schlafsack überstülpen, doch das stört beim Wandern ziemlich.

An Piggeldy und Frederick geht alles spurlos vorbei, bestimmt hilft die autistische Persönlichkeit ein wenig. Ansonsten sind die beiden richtig aufgetaut: Wir wechseln schon ganze Sätze und verstehen uns mittlerweile prächtig. Ja, sie sind mir schon richtig ans Herz gewachsen, denn ohne sie wäre ich völlig alleine. Pilger hat es hier schon lange keine mehr. Viele Herbergen sind geschlossen. Gestern fuhr auch die Fähre zwischen Laredo und Santoña zum letzten Mal am Nachmittag. Wer jetzt am Nachmittag nach Santoña will muss eine Nacht warten oder übers Wasser gehen können. Das letztere trainiere ich nun – wie bereits erwähnt – seit 1 1/2 Tagen, doch heute habe ich die Nase voll! Mir ist es einfach zu kalt! Ich steige in den Bus und fahre nach Santander. Hut ab vor Piggeldy und Frederick, die sind wirklich beinhart und unverwüstlich!