#110 Ewiger Frühling

Fabelhaft, einfach fabelhaft. Ich bin in Medellín. Eine tolle Stadt. Das Klima ist perfekt. Hier herrscht ewiger Frühling: Weder zu heiss, noch zu kalt, tags- wie nachts ideales T-Shirt Wetter. Die Bewohner – die Paises – sind sehr freundlich. Öfters werde ich auf eine direkte Frage zuerst einmal förmlich begrüsst, dann wird ein wenig geschwatzt und am Schluss wollen die Einheimischen fast immer wissen wie es mir in Medellín gefällt. Was für ein Gegensatz zum Rest des Landes. Kein Wunder wirkt Medellín wie ein Magnet auf Inn- wie Ausländer. Dies ist umso überraschender als die Stadt noch vor der Jahrhundertwende im Drogenkrieg Escobars versank und eine der gefährlichsten Städte der Welt war.

Ich wohne hier bei Gregorio, den ich via Freunde von Freunden kennen gelernt habe. Er vermietet mir ein Zimmer in einer Appartementsiedlung, die vom feinsten ist: Swimmingpool, Kraftraum, Sauna, Dampfbad, Waschmaschine und Parkplatz. Alles inklusive für schlappe 10 Dollar pro Tag.

Gregorio ist ein super Typ, ein Unikat. Halb Italiener, halb Kolumbianer und mit allen Wassern gewaschen. Böse Zungen behaupten sogar Pablo Escobar könnte noch was von ihm lernen. Er lebt seit sechs Monaten in Medellín und besitzt hier ein italienisches Restaurant. Zuvor hat er es bereits mit einem Hostal, einer Sexseite und mit Kuhfellen für China versucht. Das Restaurant war sozusagen das Nebenprodukt des Hostals, das er mit einem Amerikaner führen wollte, er sich aber mit dessen kolumbianischer Freundin vergnügte, sich mit dem Ami zerstritt und stattdessen das Restaurant vis-a-vis übernahm. So willkürlich sein Werdegang auch ist, von italienischer Gastronomie versteht er wirklich etwas: Das Essen in seinem Lokal ist ein Traum!

Momentan ist gerade Cristian, einer seiner italienischen Freunde zu besuch. Auch Cristian ist Lebenskünstler: Er arbeitet als Skipper auf den Meeren der Reichen und Schönen. Im Sommer in der Adria, im Winter in der Karibik.

Gemeinsam frönen die beiden eingefleischten Singles den italienischen-kolumbianischen Dreisatz des Singlelebens: Essen, „Gras“ rauchen und Frauen vernaschen. So geht es den ganzen Tag von Coach, zur Küche zum Bett wobei mir unklar ist an welchem der drei Orte ihre Odyssee ursprünglich begonnen hat.

Eines haben die Frauen, die sich in der Wohnung jeweils die Klinke in die Hand drücken gemeinsam: Die unglaublichen Rundungen! Diese scheinen hier in Medellín nochmals prächtiger zu gedeihen als anderswo in Kolumbien. Doch, langsam verstehe ich den in Medellín geborenen Botero! Der kann gar nicht anders als voluminöse Frauen malen!

Ein kleiner Blick in die Brustoperationsstatistik zeigt, dass nicht alles was rund ist auch natürlich gewachsen ist. So wurden im Jahr 2014 in Kolumbien 39’900 Brustoperationen vorgenommen. Das sind 79’800 Brüste. Mann o Mann, mir ist schon ganz schwindelig! Ich glaube ich habe heute alle an einem Tag gesehen!

Dein Kommentar interessiert mich: